„Niemand schaut in die Kamera, wir sind eigentlich nicht da!“ lautete an diesem Nachmittag die unmissverständliche Aufforderung des Kameramanns. „wenn sich niemand daran hält, müssen wir die Szene noch mal drehen...“

Das wollte keiner der Protagonisten, immerhin regnete es am Sonntag in Strömen. Zwar waren alle Beteiligten vor und hinter der Kamera nass bis auf die Knochen, doch die Professionalität siegte über das neugierige Interesse an der ungewohnten Situation. Und je zügiger die Arbeit von statten ging, desto schneller ging‘s halt wieder ins Trockene. Allerdings: mit dem kühlen Nass, egal ob von oben oder unten, waren die Aktiven durchweg vertraut. Logisch, schließlich zeigen die Sportler vom heimischen Ruderverein Tag für Tag auf dem feuchten Element ihr Können. Wenn dann noch ein Kamerateam vom WDR vorbeischaut, ist es für die Lokalpatrioten eine Ehrensache die Drei-Burgen-Stadt perfekt für die Fernsehwelt zu vertreten.

Allerdings müssen sich die Zuschauer noch bis zum 29. Juli gedulden, bis sie ihre Lüdinghauser Helden im Abendprogramm des Westdeutschen Rundfunks auf der Mattscheibe bewundern können. Im Rahmen der Sendung „Wunderschön! Vom Nordrhein nach Westfalen – eine Schiffsreise von Wesel nach Minden, unterwegs mit Katty Salié“.

„Morgens segelten wir über den Aasee“, erzählte die Moderatorin und überbrückte die Wartezeit im Domizil der Ruderer. Während dessen hatten die beiden Kameramänner alle Hände voll zu tun. Mit Klebestreifen und Klemmstativen befestigten sie kleine, mobile Kameras am Ruder-Achter, richteten die Optiken aus, suchten interessante Perspektiven oder wischten mal wieder Regentropfen vom Objektiv. Für‘s Ambiente und den Hintergrund sorgte der Vierer. Lange vor dem eigentlichen Dreh sauste das Quartett schon über den toten Arm des Dortmund-Ems-Kanals.

In der Hoffnung, dass es bald ein klein wenig heller wird oder zumindest die Intensität des Regens etwas abnimmt, vertrieb sich der Kameramann die Zeit und filmte die Gänse-Großfamilie, die gerade am Steg des Vereins vorbeizog. Im Vereinsheim herrschte eine konzentrierte Anspannung, gemeinsam mit dem Autor Thomas Rosteck besprachen Moderatorin Katty Salié und Gastgeber Uwe Letzius, Vorsitzender des Rudervereins, den Ablauf des gleich stattfindenden Gesprächs im 18 Meter langen Ruder-Achter. Dann hieß es „Ruhe bitte“, „Scheinwerfer an, Ton an!“. Langsam trug die Crew das Ruderboot aus der Halle, immer im Visier der Kamera. „Geplant ist ein etwa vier Minuten langer Beitrag, das maximal mögliche“, so Thomas Rosteck. „Für eine einzige Sendeminute sind eine Stunde Vorarbeiten samt Dreh und hinterher noch eine Stunde am Schneidetisch notwendig.“ Die Freunde dieser Sendereihe werden es sicher wissen: Natürlich war auch der kleine rote Rucksack mit von der Partie, der am Ende jeder Sendung verlost wird. Mit welcher Überraschung Lüdinghausen vertreten ist, das wird noch nicht verraten.

Westfälische Nachrichten, 26.06.2012

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