Ein chaotisches, aber auch erfolgreiches Deutschland-Debut erlebte Lena Sarassa vom Ruderverein Lüdinghausen in Hamburg. Zusammen mit Charlotte Lier vom Crefelder Ruder-Club belegte sie die Ränge zwei und vier beim Baltic Cup.
Jährlich tragen die Anrainer-Staaten der Ostsee diesen Wettkampf aus, der zugleich als Sichtung für die im nächsten Jahr stattfindenden Junioren-Weltmeisterschaften dient. Dieses Mal fand der Wettkampf in Hamburg auf der Regattastrecke Dove-Elbe in Allermöhe statt. Als austragendes Land durfte die U 19/U 23-Bundestrainerin Brigitte Bielig aus Dresden je Klasse ein zweites Boot nominieren. Im U 19-Zweier ohne Steuermann fiel die Wahl auf das Duo Sarassa/Lier.
Ein Glücksgriff, wie sich herausstellen sollte: Auf der olympischen Distanz von 2000 Metern ging das Gespann aus Lüdinghausen und Krefeld gegen die Ruderinnen aus Litauen, Dänemark, Polen und dem ersten deutschen Boot an den Start. Die beiden Athletinnen aus NRW konnten ihre Leistung voll abrufen und führten bis zur Streckenhälfte das Feld an. Dann konterte das litauische Boot und übernahm die Führung. Es kam zum Zweikampf, bei dem das restliche Feld klar distanziert wurde. Auf den letzten Metern konnten die Litauerinnen ihre Kraftreserven jedoch besser mobilisieren und gewannen mit knapp sieben Sekunden Vorsprung vor Lena Sarassa und Charlotte Lier. Erst 17 Sekunden später erreichten Silja Runge und Antonia Michaels im Boot Deutschland 1 das Ziel und gewannen Bronze vor Dänemark und Polen.
Die gleichen Ruderinnen wollten sich auch über die 500-Meter-Distanz messen. Im Vorlauf, über den die Bahnverteilung ausgetragen wurde, bestätigte sich das Bild aus dem 2000-Meter-Rennen. Sarassa/Lier waren auf der kurzen Distanz am schnellsten. Sie entschieden den Vorlauf für sich und sollten für das Hauptrennen in der Favoritenbahn an den Start gehen.
Doch auf dem Weg dahin kam ihnen im Wortsinn ein dänischer Junioren-Zweier in die Quere. Sarassa und Lier wärmten sich auf und probten kurz vor dem Start ein paar schnelle Schläge, als das dänische Boot ihre Bahn kreuzte. Es kam zur Kollision, das deutsche Boot kenterte und die Favoritinnen mussten von der DLRG geborgen werden. Ihr Boot war so stark beschädigt, dass Sarassa und Lier hastig in einen Ersatz-Zweier springen mussten. Dieser war allerdings für die beiden U 19-Athletinnen nicht nur falsch eingestellt, sie mussten auch die Plätze tauschen. So kam es, dass die Hiddingselerin Sarassa auf Schlag saß und das für sie ungewohnte Fußsteuer bedienen musste.
Unter diesen Bedingungen war an einen Sieg für Sarassa und Lier nicht mehr zu denken. Sie landeten auf dem undankbaren vierten Platz hinter dem ersten deutschen Boot. Gewonnen hatten erneut die starken Litauerinnen. Polen belegte Rang zwei.
Westfälische Nachrichten, 06.10.2016